Begleite mich auf einen Tauchgang in Pescador Island
Unser Tauchgang ist für 10 Uhr morgens geplant. Um 9:30 treffen wir im Diveshop, bereiten unsere Ausrüstung vor und bringen unsere Geräte an Bord.
Die Umweltbedingungen sind ideal, kein Wind, das Meer ist spiegelglatt und die strahlende Sonne wird die brillanten Farben der Korallenriffe richtig yur Geltung kommen lassen. An so einem sonnigen Tropentag ohne Wind scheint es fast so, als ob wir in unserem Auslegerboot über die See fliegen würden.
Nach 10-minuetiger Bootsfahrt erreichen wir Pescador Island und das Boot macht an einer der Ankerbojen fest, die die umweltbewussten Dive Shops von Moalboal dort gesetzt haben. Wenn wir an der Bordwand runtergucken, ist es fast so, als ob überhaupt kein Wasser da ist; man sieht bereits die phantastischen Korallengärten und alle möglichen bunten Fische, die in einer leichten Strömung stehen. Am liebsten möchte man gleich reinspringen. Aber erst müssen wir noch unser Briefing machen. Da mein Tauchpartner gerade eine PADI Advanced Open Water gemacht hat, beschließen wir, seine neu erworbenen Tieftauchfertigkeiten gleich bei diesem Tauchgang anzuwenden. Wir planen einen Multilevel-Tauchgang entlang der überhängenden Steilwand. Unsere erste Stufe liegt bei 35 Metern, da haben wir sehr gute Chancen Weisspitzenhaien zu treffen. Nach 6 Minuten wollen wir auf 20 Meter aufsteigen, dort weitere 20 Minuten verbringen und dann zum Riffdach auftauchen, das in 5-6 Metern Wassertiefe liegt und ideal zum austauchen ist. Jetzt machen wir unseren Buddy-Check, was bedeutet, dass wir unsere Ausrüstung ein letztes Mal abchecken: Jacket - ok, Bleigurt - ok, Verschlüsse - ok, Luft - ok. Unsere Ausrüstung ist in Ordnung. Ich zähle " Eins - zwei -drei" und bei drei lassen wir uns gleichzeitig rückwärts ins tiefblaue Wasser fallen, tauchen kurz unter, kommen aber sofort wieder wie Korken an die Oberfläche, da wir ja noch Luft in unserer Tarierweste haben. Wir schwimmen zur Bojenleine und tauchen entlang der Leine ab.
Das kristallblaue Wasser scheint uns zu verschlucken. Wir können natürlich unter Wasser nicht reden, aber es gibt trotzdem jede Menge Geräusche: Dass zischen der Luft durch die Ventile der Lungenautomaten, die Luftblasen, die der Oberfläche entgegenfliehen, die Papageienfische, die an den Korallen nagen oder die Strömung und die Wellen, die kleine Partikel im Riff gegeneinander reiben und knisternde Geräusche verursachen. Über das in der Sonne in allen Farben leuchtende Riffdach gleiten wir dKathedrale in Pescador, Moalboaler Riffkante entgegen, deren Steilwand in einen grenzenlosen, dunkelblauen Abgrund zu fallen scheint. Wir steigen ab, tiefer und tiefer, immer ein Auge auf dem Tiefenmesser und den Tauchpartner, während ständig der Druck in den Ohren ausgeglichen wird. In 30 Metern verlangsamen wir unseren Abstieg, in 34 Metern stoppen wir ganz. Hier sieht die Unterwasserwelt etwas anders aus. Die schönen Farben sind weg, und es ist dunkler als dicht bei der Oberfläche. Wir lassen uns langsam mit der Strömung treiben, schauen in kleineren Kavernen und Löchern nach Muränen, Barschen, und wenn wir Glück haben, finden wir ein paar ruhende Weißspitzenhaie.
Auf einmal höre ich ein klopfendes Geräusch ... das Tauchermesser meines Partners, das er gegen den Tank klopft um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich drehe mich nach ihm um, und da ist er, seine Augen weit aufgerissen, und deutet mit der freien Hand in das tiefblaue offene Wasser hinaus. Ich blicke in die angegebene Richtung ... und da stehen ein paar große Barakudas in der Strömung, nur wenige Meter von uns entfernt. Ich zähle 4, nein 5, und jeder ist über ein Meter groß. Sie stehen in der Strömung ohne irgendeine erkennenswerten Anstrengung. Sie scheinen uns mit kalten, gnadenlosen Augen anzustarren, als ob wir genau ihren Vorstellungen einer morgendlichen Zwischenmahlzeit entsprechen würden. Sie folgen uns für 4-5 Minuten, immer den gleichen Abstand einhaltend. Unseren Tauchplan folgend müssen wir jetzt in eine geringere Tiefe aufsteigen, und die Barakudas verschwinden in dem alles verschlingendem Blau des Meeres.
Wir setzen unsern Tauchgang fort, gleiten gewichtslos an der Steilwand entlang, zeigen uns gegenseitig all die marinen Kleinode an, die wir an der korallenbesetzten Wand finden: Rotfeuerfische, Krötenfische, Seegurken, Drachenköpfe usw. Am Ende des Tauchganges begegnen wir sogar einer Seeschlange. Auch ein potentiell gefährliches Tier, sehr giftig, aber Gott sei dank nicht aggressiv. Wir halten nur ein bisschen Abstand während wir beobachten, wie die Schlange jede Nische im Riff nach Beute absucht. Nach einer Weile hat sie keine Luft mehr und sie gleitet in einer eleganten, wellenartigen Bewegung zur Wasseroberfläche um frische Luft zu schnappen.
Die Zeit fliegt vorüber und zu schnell haben wir unsere Luftreserve erreicht. Wir müssen an die Wasseroberfläche und zurück zum Divecenter. Wir sind wirklich happy, und an Bord diskutieren wir noch aufgeregt mit den anderen Tauchern über all das, was wir gesehen haben. Die Haie haben wir zwar verpasst, aber das gibt uns nur einen Grund, um zurückzukommen
Savedra - Some of us must live underwater!